Silke Hahn gibt offen zu, dass sie am Anfang Angst hatte, eventuell zu alt für einen beruflichen Neuanfang zu sein. Als die Firma, für die sie als Mitarbeiterin in der Qualitätssicherung gearbeitet hatte, vor drei Jahren verkauft wurde, stand die heute 52-Jährige am Scheideweg. „Ich habe mir Gedanken über meine Zukunft gemacht“, blickt sie zurück. „Mit 18 habe ich ein Praktikum in der Altenpflege gemacht. Damals war ich aber noch nicht so weit. Jetzt schien die Zeit richtig.“ Eine ihrer Töchter ist Krankenschwester, die andere Heilerziehungspflegerin, ihre Schwester arbeitet selbst in der Altenpflege. „Ich habe so viel Gutes mitbekommen“, sagt Silke Hahn. „Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich nochmal eine dreijährige Ausbildung machen soll. Es war definitiv die richtige Entscheidung.“
Damals schrieb sie eine Bewerbung an das Caritas SeniorenHaus Hasborn – und bekam innerhalb von einer Woche eine Einladung zum Vorstellunggespräch. „Ich habe mich direkt wohl gefühlt“, blickt Silke Hahn auf ihren ersten Kontakt mit der Einrichtung zurück. „Die kleinen Wohneinheiten haben mir sehr gut gefallen. Alles war übersichtlich und gemütlich.“ Nach Probearbeit und Praktikum begann sie 2013 mit der Ausbildung zur Altenpflegerin. Als eine von vier Schülerinnen hat sie jetzt mit der Note 1,3 als Jahrgangsbeste am Altenhilfe Qualifikationszentrum in St. Wendel die Ausbildung abgeschlossen. „Ich hätte selbst nicht damit gerechnet so gut abzuschneiden“, sagt sie und lächelt bescheiden. „Ich war so aufgeregt.“
Medikamente richten, Pflegeplanung, Evaluation, Visite – das ist heute der Alltag der Nonnweilerin. „Am liebsten mag ich natürlich die direkte Arbeit mit den Menschen, aber die Dokumentation ist genauso wichtig.“ Natürlich sei die Arbeit in der Pflege auch manchmal stressig – aber man bekomme unheimlich viel zurück, sagt Silke Hahn. „So wie man mit den Menschen umgeht, so kommt es auch zurück“, ist dabei ihr Motto.
Ein Thema, das sie besonders interessiert, ist die Validation bei Demenzpatienten. Validation – das bedeutet, die Realität des Anderen für gültig zu erklären. Ziel ist es, mit gezielten Kommunikationstechniken eine echte und tiefe Wertschätzung aufzubringen, den demenzkranken Menschen mit seinen Gefühlen und Gemütszuständen ernst zu nehmen und so Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln. „Ich hole die Menschen dort ab, wo sie gerade sind und habe damit viel Erfolg“, berichtet Silke Hahn. „Ich war am Anfang fasziniert, dass es funktioniert. In dem Bereich würde ich mich gerne noch weiterbilden.“
Den Schritt des Berufswechsels hat die zweifache Mutter bis heute nicht bereut. Vor der Prüfung hat sie zum Üben der Pflegeplanung eine Woche am PC verbracht – ein Arbeitsplatz, den sie in ihrem früheren Beruf jahrelang innehatte. Doch die Zeiten des Lernens sind nun vorbei. „Nach dieser Lernwoche hatte ich Nacken- und Rückenschmerzen, ich war froh als der abwechslungsreiche Arbeitsalltag wieder einkehrte“, sagt Silke Hahn. Ihre Familie hat sie während der Ausbildung immer unterstützt, auch wenn es zwischendurch manchmal nicht einfach war, die Doppelbelastung aus Schule, lernen, Arbeit und Haushalt zu meistern.
Teilweise kontroverse Reaktionen gab es jedoch aus dem Umfeld. ‚Wie kannst du nur Altenpflegerin werden?‘ bekam sie mehr als einmal zu hören. Die 52-Jährige versucht alles, um das Berufsbild in der Öffentlichkeit zu verberssern. „Die Altenpflege hat leider bei manchen ein schlechtes Image, dabei haben wir sehr anspruchsvolle Aufgaben. Wenn ich erzähle wie weit ich zum Beispiel mit der Validation komme, sind immer alle zunächst einmal baff.“
Wenn Silke Hahn den Kopf frei bekommen will, zieht sie die Laufschuhe an und geht joggen. Und auch für ihr anderes Hobby – das Handarbeiten – hat sie jetzt wieder mehr Zeit. Sie ist froh, dass sie vom SeniorenHaus übernommen wurde und will sich jetzt erstmal als Fachkraft einarbeiten: „Ich freue mich auf die Arbeit und bin gespannt, was sich in den nächsten Jahren in der Pflege noch alles ergibt.“
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